Die wichtigsten Krebsfrüherkennungs-Untersuchungen
Krebs gehört in Deutschland zu den häufigsten Todesursachen. Fast eine halbe Million Menschen erkranken hierzulande jedes Jahr. Um dem entgegenzuwirken, bieten die gesetzlichen Krankenversicherungen Vorsorgeuntersuchungen an, bei denen die Krankheit früh entdeckt werden kann. So steigen die Heilungschancen deutlich.
Bei Krebs lohnt es sich, früh dran zu sein. Denn je eher ein Tumor erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten und Chancen gesund zu werden. Bei Früherkennungsuntersuchungen können sogar Vorstufen von Krebs gefunden werden. Ärztinnen und Ärzte haben so zum Beispiel bei Darmkrebs die Möglichkeit, diese zu entfernen und damit eine Krebserkrankung zu verhindern. Ein guter Grund, regelmäßig zur Vorsorge zu gehen. Darauf haben alle gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland Anspruch.
Ab wann und für wen ist Vorsorge sinnvoll?
Generell können Versicherte, die das 20. Lebensjahr vollendet haben, regelmäßig zu Untersuchungen zur Früherkennung von Krebs sowie anderen gesundheitlichen Risiken und Belastungen gehen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat in Richtlinien die organisierten Krebsfrüherkennungsprogramme (oKFE-RL) geregelt. Diese legen unter anderem fest, dass alle Versicherten ab dem vollendeten 50. Lebensjahr alle fünf Jahre eine Einladung zur kostenfreien Darmkrebs-Früherkennung von ihren Krankenkassen bekommen.
So sollen nicht nur häufig auftretende Krebserkrankungen wie Brust- oder Darmkrebs frühzeitig aufgespürt werden. Auch Faktoren, die das Krebsrisiko erhöhen, werden dabei entdeckt. Grundsätzlich regeln die Richtlinien jedoch nur die Vorsorge für Krankheiten, die wirksam behandelt werden können und im Vor- oder Frühstadium erkennbar sind. Die unterschiedlichen Untersuchungen sind außerdem an bestimmte Altersgrenzen gekoppelt.
Die gesetzlichen Krankenkassen bieten allen Versicherten folgende Krebsfrüherkennungsuntersuchungen an:

Krebsfrüherkennung für alle Versicherten
Alle zwei Jahre übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen die Kosten für ein Hautkrebs-Screening. Ergänzend sollte man die Haut regelmäßig selbst auf Veränderungen und Auffälligkeiten untersuchen. Eine Anleitung finden Sie in unserer Anleitung zur Selbstuntersuchung der Haut. Weitere Informationen zum Thema UV-Strahlung gibt es im Wissensbereich UV-Strahlung.
Zur Darmkrebsfrüherkennung hat jede/r Deutsche im Alter zwischen 50 und 54 Jahren jährlich Anrecht auf einen immunologischen Stuhltest. Dabei wird eine Stuhlprobe auf nicht sichtbares Blut untersucht. Ab 55 Jahren kann die Untersuchung alle zwei Jahre wiederholt werden, wenn keine Darmspiegelung erfolgt ist. Ein positiver Blutnachweis heißt aber nicht in jedem Fall, dass eine Krebserkrankung vorliegt. Nur eine Darmspiegelung kann das dann genau klären. Die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen deshalb alternativ zum Stuhltest die Kosten für zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren – für Männer ab 50 Jahren, für Frauen ab 55 Jahren. Die Untersuchung ist von allen Früherkennungsangeboten die zuverlässigste und die einzige, bei der die Ärztinnen und Ärzte Darmkrebs rechtzeitig erkennen können. Vorstufen wie Polypen werden dabei direkt während der Darmspiegelung mit entfernt.
Wieso sollte man zur Darmkrebs-Vorsorge gehen?
Fast 60.000 Frauen und Männer erhalten in Deutschland jedes Jahr die Diagnose Darmkrebs. Die Tumore entstehen in fast allen Fällen im Dickdarm. Sie bilden sich aus gutartigen Wucherungen hervor, den sogenannten Polypen. Diese sind schmerz- und symptomfrei, Betroffene merken also nichts davon. Nicht immer entwickelt sich daraus Krebs. Aber alle Dickdarmtumore waren einmal ein Polyp.

Das Angebot der Krankenversicherer ist besonders sinnvoll, weil das erste Anzeichen für die Krankheit – Blut im Stuhl – nicht immer sichtbar ist und nur bei einer Stuhlprobe nachgewiesen werden kann.
Jeder sollte bei sich selbst zusätzlich auf weitere Warnzeichen achten: Anhaltende, krampfartige Bauchschmerzen oder Veränderungen des Stuhls oder der Stuhlgewohnheiten können ebenfalls erste Symptome von Darmkrebs sein. In einem solchen Fall sollte immer ein klärendes Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt gesucht werden.
Der Check-up 35
Gesetzlich Versicherte haben einmal zwischen 18 und 34 und ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre Anspruch auf einen allgemeinen Gesundheitscheck bei ihrer Hausärztin oder ihrem Hausarzt. Bei der Untersuchung können verschiedene Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Schwächen, Nierenleiden oder Diabetes frühzeitig erkannt werden.
Krebsvorsorge für Frauen und Männer
Bestimmte Krebsarten treten nur bei Frauen oder nur bei Männern auf. Dazu gehören etwa Gebärmutterhalskrebs und Prostatakrebs. Deshalb gibt es für jedes Geschlecht verschiedene, spezialisierte Früherkennungsprogramme.
Welche Untersuchungen gibt es für Frauen?
Für Frauen übernehmen die gesetzlichen Krankenversicherungen die Kosten für Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von:
- Gebärmutterhalskrebs und Krebserkrankungen des Genitales
- Brustkrebs
- Hautkrebs
- Darmkrebs
Angebote nach Altersgruppen
Jährliche gynäkologische Untersuchung mit Abstrich vom Gebärmutterhals und -mund weitere Informationen dazu finden Sie im Infoheft „Auffälliger Pap-Abstrich Bestellung der KG NRW„
Jährliche gynäkologische Untersuchung mit Abstrich vom Gebärmutterhals und -mund sowie Abtasten der Brust und der dazugehörigen Lymphknoten
Gynäkologische Untersuchung mit Abstrich vom Gebärmutterhals und -mund, Abtasten der Brust und der dazugehörigen Lymphknoten sowie ein HPV-Test im Abstand von drei Jahren. Dazwischen jährlich eine gynäkologische Untersuchung ohne Abstrich vom Gebärmutterhals und -mund sowie Abtasten der Brust und der dazugehörigen Lymphknoten. Im Rahmen der organisierten Krebsfrüherkennungsprogramme erhalten gesetzlich Versicherte alle fünf Jahre eine Einladung zu dieser Untersuchung
Alle zwei Jahre ein Mammographie-Screening der Brust
Wieso ist eine Mammographie sinnvoll?
Bei einer Mammographie wird die Brust geröntgt. So können Wucherungen, Knoten und Tumore erkannt werden – auch solche, die so tief im Gewebe verborgen liegen, dass sie von außen nicht tastbar sind. Ein großer Vorteil der Methode ist, dass Brustkrebs schon in sehr frühen Stadien festgestellt werden kann. Dadurch verringert sich die Belastung durch die Behandlung und die Heilungschancen steigen.

Allerdings sind falsche Befunde möglich: Zum einen können dabei Tumore entdeckt werden, die gutartig sind oder keine Symptome verursachen. Zum anderen besteht die Möglichkeit, Tumore zu übersehen. Wie bei jeder anderen Röntgenuntersuchung auch, werden außerdem Strahlen freigesetzt, die Krebs verursachen können. Die Strahlenlast ist jedoch verhältnismäßig gering, so dass die Untersuchung mehr nutzt als schadet. Denn eine regelmäßige Teilnahme kann die Sterblichkeitsrate bei Brustkrebserkrankungen senken.
Zur Mammographie werden alle anspruchsberechtigten Frauen alle zwei Jahre durch die für ihren Wohnort zuständige zentrale Stelle eingeladen. Über sie läuft dann auch die Terminvergabe bei einer Screening-Einheit. Die Teilnahme an der Untersuchung ist freiwillig. Wird dabei ein auffälliger Befund festgestellt, übernimmt eine niedergelassene Gynäkologin oder ein niedergelassener Gynäkologe die Behandlung. Auch eine stationäre Versorgung im Krankenhaus ist möglich.
Welche Untersuchungen gibt es für Männer?
Die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen die Kosten für Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von:
- Hautkrebs
- Krebserkrankungen der Prostata und der äußeren Geschlechtsorgane
- Darmkrebs
Wieso ist die Prostatakrebs-Früherkennung sinnvoll?
Männer haben die Möglichkeit, ab dem 45. Lebensjahr einmal im Jahr eine Prostatakrebs-Früherkennung und eine Untersuchung der äußeren Geschlechtsorgane in Anspruch zu nehmen.
Zusätzlich zur Tastuntersuchung kann ein PSA-Test durchgeführt werden. PSA, kurz für prostata-spezifisches-Antigen, wird in der Prostata produziert und ist im Blut nachweisbar. Ein erhöhter Wert kann auf eine Veränderung des Organs hinweisen. Allerdings ist der Nutzen nicht belegt. Der Test ist deshalb eine sogenannte „individuelle Gesundheits-Leistung“ (IGeL), eine Zusatzuntersuchung, die in Arztpraxen angeboten wird, aber von den Patienten selber bezahlt werden muss. Die gesetzlichen Krankenversicherungen übernehmen die Kosten dafür nicht.

Warum ist Prostatakrebs-Vorsorge wichtig?
Prostatakrebs ist die häufigste Krebsart bei Männern. In Deutschland erhalten jedes Jahr rund 60.000 Betroffene die Diagnose. Die meisten von ihnen erst im fortgeschrittenen Alter: Durchschnittlich sind Patienten 71 Jahre alt, wenn die Krankheit festgestellt wird. Die Überlebensrate ist zudem recht hoch. Fünf von sechs Erkrankten sterben an einer anderen Krankheitsursache.
Dennoch sollten Männer ab 45 Jahren sich über die Möglichkeiten der Früherkennung bei ihrer Urologin oder ihrem Urologen informieren. Wenn Prostatakrebs in der Familie liegt, also zum Beispiel der Vater oder Bruder betroffen sind, ist eine Vorsorge ab 40 sinnvoll. Als Ergänzung zu den Untersuchungen bei einer Ärztin oder einem Arzt sollte jeder sich selbst genau beobachten. Dabei hilft auch die Selbstuntersuchung von Haut, Brust und Hoden.
Weiterführende Informationen
Quellen:
AOK Nordwest; Deutsches Krebsforschungszentrum (dkfz)
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