Eine Infektion mit HP-Viren kann Krebs auslösen
Infektionen sind eine mögliche Ursache von Krebs. Doch es gibt Möglichkeiten, sich wirksam dagegen zu schützen, zum Beispiel durch Impfungen.
Bei dem Humanen Papillomvirus (HPV) handelt es sich genau genommen um eine Gruppe von Viren, die rund 200 verschiedene Typen umfassen. Nicht alle sind gleich gefährlich. Manche verursachen zum Beispiel Hautwarzen. Andere können hingegen Gebärmutterhalskrebs, Tumore der Scheide und der Vulvalippen sowie bei Männern Peniskrebs verursachen. Auch Geschwulste der Mundhöhle und des Darmausgangs gehen oft auf eine Infektion mit den HP-Viren zurück.
Wie werden HP-Viren übertragen?
Die Übertragung von HP-Viren erfolgt, je nach Virustyp, entweder über die Haut oder Schleimhäute. Besonders gefährlich sind die krebserregenden HPV-Typen 16 und 18. Sie werden über Schleimhautkontakt weitergegeben und können schon durch kleinste Verletzungen in den Körper gelangen. Sie dringen in tiefere Zellschichten ein und infizieren die Zellen.
In manchen Fällen heilen solche Infektionen nach ein oder zwei Jahren wieder ab. Wenn sie länger andauern, kann das zu bleibenden Zellveränderungen führen. Daraus entwickeln sich oft zunächst Krebsvorstufen und später Krebs. Experten gehen davon aus, dass die Viren über 70 Prozent der bösartigen Tumore des Gebärmutterhalses auslösen. Davon betroffen sind vor allem Frauen im Alter zwischen 35 und 59 Jahren.

Können HP-Viren beim Sex übertragen werden?
Riskante HPV-Typen werden in erster Linie beim Geschlechtsverkehr übertragen, auch beim Anal- und Oralsex. Ansteckungsgefahr besteht insbesondere dann, wenn der Partner sich kurz davor selbst infiziert hat. Dass Kondome vollständig vor der Ansteckung schützen, stimmt nicht, denn sie decken nicht alle Schleimhäute des Intimbereichs ab.
Können Schwangere HP-Viren ans Kind weitergeben?
Mit HP-Viren infizierte Mütter können die Viren bei der Geburt an ihr Kind weitergeben. Papillomviren sind übrigens verbreiteter, als viele denken und sind bei fast allen sexuell aktiven Personen im Genitalbereich nachweisbar. Betroffene merken von der Infektion aber nichts. Und nicht immer ist sie krebsauslösend. Doch sie stellt ein ständiges, unterschwelliges Risiko dar.
Nordrhein-Westfalen ist Vorreiter bei der Vorsorge
Gebärmutterhalskrebs ist weltweit die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. In Deutschland ist die Zahl der Fälle seit den 1970er-Jahren stark zurückgegangen, auch die Sterblichkeit ist gesunken. Ein Grund dafür ist das 1971 eingeführte Früherkennungsprogramm.
Nordrhein-Westfalen war übrigens das erste Bundesland, in dem die Untersuchung eine Kassenleistung und somit für Frauen kostenlos wurde.
Trotz aller Erfolge: Pro Jahr erkranken auch hierzulande weiterhin zahlreiche Frauen an dieser Krebsform. Allein in Nordrhein-Westfalen wurde 2016 in über 3.000 Fällen eine gefährliche Krebsvorstufe festgestellt. Im selben Jahr bekamen fast 900 Patientinnen die Diagnose Gebärmutterhalskrebs, über 300 starben daran.
Deutschlandweit liegt die Zahl der Neuerkrankungen jedes Jahr bei rund 4.400. An dem gefährlichen Krebs, der auch Tochtergeschwulste, sogenannte Metastasen, bilden kann, sterben jährlich etwa 16.000 Betroffene. Ein wirksames Medikament wurde bisher nicht gefunden.
Ab welchem Alter wird der HPV-Test angeboten?
Nur etwa drei Prozent der Frauen, die mit Papillomviren infiziert sind, erkranken tatsächlich an Gebärmutterhalskrebs. Und Gynäkologinnen und Gynäkologen können Vorstufen davon bei Früherkennungsuntersuchungen entdecken und behandeln. Um einer Krebserkrankung vorzubeugen, sollten Frauen ab 20 Jahren daher deshalb jährlich das Vorsorgeangebot des gesetzlichen Früherkennungsprogramms wahrnehmen.
Die behandelnden Ärzte nehmen dazu einen Abstrich von Gebärmutterhals und -mund. Ab einem Alter von 35 Jahren wird der Abstrich dann alle drei Jahre zusätzlich mit einem HPV-Test kombiniert. So können Zellveränderungen und Krebsvorstufen erkannt und rechtzeitig behandelt werden.
Kann eine HPV-Impfung vor Krebs schützen?
Die effektivste Art, einer Infektion mit HP-Viren vorzubeugen, ist die Impfung. Zurzeit gibt es zwei Impfstoffe, die Schutz bieten: Cervarix®, der gegen die krebserregenden Viren der Typen 16 und 18. wirkt. Und Gardasil9®, der vor neun verschiedenen Papillomviren schützt, die als mögliche Krebsauslöser gelten oder Genitalwarzen verursachen können.
Beide Wirkstoffe sind gegen HPV empfohlen. Sie können Gebärmutterhalskrebs, aber auch Scheiden-, Penis- oder Anuskarzinome verhindern. Welches Präparat geeignet ist, entscheidet die behandelnde Ärztin oder der Arzt individuell nach einem Vorgespräch.
Ab welchem Alter ist die HPV-Impfung sinnvoll?
Da die Viren bereits beim ersten Geschlechtsverkehr übertragen werden können, sollte bereits vorher ein Impfschutz aufgebaut werden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) rät deshalb bei Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren zur Impfung.
Alternativ kann diese bei Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren nachgeholt werden. Sie schützt zu 94 Prozent vor Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs und zu 76 Prozent vor Krebs im Analbereich.
Wie gut schützt die Impfung vor Krebs?
Obwohl es die HPV-Impfung erst seit 2007 gibt, haben Studien ihre Effektivität schon bewiesen: In Ländern mit einer hohen Impfbeteiligung ging die Zahl der Erkrankten bei Genitalwarzen und Krebsvorstufen schon innerhalb weniger Jahren zurück. Außerdem gab es eine geringere Zahl an Krebsfällen.
Zwei große Studien aus Schweden und aus Großbritannien haben belegt, dass die in Europa zugelassene HPV-Impfung Gebärmutterhalskrebs verhindern kann.
Nebenwirkungen der HPV-Impfung
Die Impfung wurde 2007 zugelassen durch entsprechende Studien begleitet. Schwere Nebenwirkungen, welche die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigen, konnten bisher nicht festgestellt werden. Nähere Informationen dazu sind beim Paul-Ehrlich-Institut, das in Deutschland für die Sicherheit von Impfstoffen zuständig ist, abrufbar.
Wo gibt es die Impfung und wie viele Dosen sind notwendig?
Kinder- und Hausärzte sowie Gynäkologen impfen gegen HPV. Bei Mädchen und Jungen zwischen neun und 14 Jahren sind zwei Impfdosen im Abstand von fünf Monaten zur Grundimmunisierung notwendig. Ist der Zeitraum dazwischen kürzer, können drei erforderlich sein.
Wenn Jugendliche erst im Alter von 15 bis 17 Jahren geimpft werden, sind ebenfalls drei Dosen nötig. Auffrischungsimpfungen werden aktuell nicht empfohlen. Wie lange der Schutz anhält, ist noch nicht abschließend erforscht. Studien haben aber gezeigt, dass geimpfte Frauen nach zehn Jahren noch geschützt sind. Schwere Nebenwirkungen konnten hingegen nicht festgestellt werden.
Wer trägt die Kosten für die HPV-Impfung?
Gesetzliche und private Krankenkassen übernehmen die Kosten für Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 17 Jahren komplett. Wer sich zu einem späteren Zeitpunkt impfen lassen möchte, sollte sich von seiner Ärztin oder seinem Arzt beraten lassen und sich bei seiner Krankenversicherung wegen der Übernahme der Kosten von rund 600 Euro erkundigen.
Warum auch Jungen geimpft werden sollten
Dass nur Frauen an Gebärmutterhalskrebs erkranken können, ist klar. Deshalb sollten Mädchen sich gegen HPV impfen lassen. Doch auch für Jungen ist die Impfung empfohlen, weil dadurch
- das Risiko von Penis- und Analkrebs sowie von Tumoren im Mund- und Rachenraum gesenkt wird
- Männer die Viren dann nicht auf ihre Sexualpartner und Sexualpartnerinnen übertragen können
Sollten Erwachsene sich gegen HPV impfen lassen?
Eine Impfempfehlung für über 18-Jährige gibt es nicht. In diesem Alter hatten die meisten Menschen bereits Sexualkontakte. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass sie schon mit HPV infiziert sind. Eine Impfung ist dann nicht mehr sinnvoll, weil sie nach derzeitigem Kenntnisstand nicht gegen bestehende Infektionen oder Krebsvorstufen wirkt.
Eine Ausnahme gibt es aber: Menschen mit einem eingeschränkten Immunsystem können besonders anfällig für Krankheiten sein, die durch Papillomviren ausgelöst werden. Dazu gehören zum Beispiel Frauen und Männer, die an Autoimmunerkrankungen oder HIV (Aids) leiden. Sie sollten mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über die Impfung sprechen.
Warum ist eine hohe Impfquote wichtig?
Je mehr Menschen sich gegen HPV impfen lassen, desto niedriger wird die Ansteckungsgefahr. Denn so kann sich das Virus schlechter in der Bevölkerung ausbreiten. Damit steigt auch der Schutz für diejenigen, die nicht geimpft sind. Diesen Effekt nennt man „Herdenimmunität“.
In Deutschland sind allerdings nur knapp 45 Prozent der Mädchen geimpft. Seit 2018 empfiehlt die STIKO die Impfung auch für Jungen. Die Quote der 15-Jährigen liegt seitdem bei 31 Prozent. Das reicht für einen großflächigen Schutz noch nicht aus – eine Herdenimmunität wird erst ab rund 70 Prozent erreicht.
Schon gewusst?
Nobelpreis für Durchbruch in der Krebsforschung
Schon in den 1970er-Jahren beschäftigte sich der deutsche Virologe Prof. Dr. Harald zur Hausen, später Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg, mit der Rolle von Papillomviren bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. 1976 konnte er den Zusammenhang nachweisen. In den folgenden Jahrzehnten fanden er und sein Team heraus, dass Viren der Typen 16 und 18 die Ursache für die Krebserkrankungen sind. Seit 2006 sind die ersten Impfstoffe gegen HPV erhältlich. 2008 erhielt der gebürtige Gelsenkirchener zur Hausen den Nobelpreis für Medizin für seine Entdeckungen.
Wählen Sie die für Sie relevante Lebenswelt
Weiterführende Informationen
Quellen:
Deutsche Krebsgesellschaft; Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen; Robert-Koch-Institut (RKI); Deutsches Krebsforschungszentrum (dkfz); Deutsches Ärzteblatt; Frauenärzte im Netz; Gelbe Liste; Fischbach, W. et al. (2016): S2k-Leitlinie Helicobacter Pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit. AWMF-Register Nr. 021/001 Klasse S2k
Seite teilen: